Donnerstag, 17. März 2016

Leipziger Buchmesse 2016 - My Diary #1 + Asian Sweets Taste Test

Ein langer Tag geht zu Ende. Wo ich ihn verbracht habe? Auf der Leipziger Buchmesse! Seit ich nach Leipzig gezogen bin haben ständig irgendwelche Leute über die Messe gesprochen und ich wusste, da muss ich hin. Nun kam ich durch meine Arbeit beim Radio tatsächlich dazu die Messe zu besuchen - und ich werde sogar mein ganzes Wochenende dort verbringen! Ob ich das am Sonntag Abend immer noch so gut finde, ist dann die andere Frage. Unser Stand ist nämlich in der Glashalle und die Hitze staut sich unglaublich dolle, es sind bestimmt 25-30°C plus direkte Sonneneinstrahlung. Hohe Temperaturen machen mir immer zu schaffen. Sehr sogar! Und dazu kommt noch die unglaubliche Geräuschkulisse und die Tatsache, dass ich mich mal wieder getreu dem Motto "all black everything" gekleidet habe..keine gute Idee!

Unser Stand in der Glashalle


Die anderen Hallen sind aber dunkel und gekühlt, weshalb es mich auch direkt dorthin verschlagen hat. Ich habe via Snapchat unsere Follower auf eine kleine Tour durch zwei Hallen mitgenommen und dabei einige coole Stände entdeckt. Was wirklich spannend war war das Bibel-mobil! Dort kann man herausfinden ob der eigene Name in der Bibel steht und bekommt auf Wunsch auch einen Ausdruck von den Bibelstellen! Außerdem sind die Leute vor Ort echt offen und nett gewesen. Sie hoffen, sich die Tage noch ganz viel unterhalten zu können, also auf jeden Fall mal vorbeischauen! (Halle 3)

Direkt ins Herz geschlossen habe ich auch den Stand des Suhrkamp/Insel Verlags. Ich liebe Inselbücher, am liebsten würde ich jedes Buch in dieser Optik kaufen! Statt ein Buch zu kaufen habe ich mir nur das Verzeichnis der lieferbaren Bände eingepackt, welches neu aufgelegt wurde. Keine Marmeladenoptik mehr! Gesehen haben sollte man auf jeden Fall auch den ARD-Stand, der ist aber eigentlich auch kaum zu übersehen so riesig wie er ist! Sehr imposant!

Neben den Ständen der Verlage gibt es auch eine Grafikabteilung, ebenfalls in Halle 3. Dort gibt es wirklcih einzigartige und schöne Kunstwerke zu sehen! Die Menschen an den Ständen sind größtenteils auch für ein Gespräch zu haben! Außerdem gibt es einen Stand mit Globen, was ich auch sehr ungewöhlich fand. Aber sie sahen sehr edel aus, vor allem wegen den Verpackungen.

Ein Bild aus der Grafikausstellung.


Die Halle, die an Kuriosität aber gleichzeitig auch Coolness nicht zu übertreffen ist ist definitiv Halle 1. Dort findet die Manga-Comic-Con statt. Neben Videospiel-Areas und stapelweise Comics findet man dort auch Perücken, Kontaktlinsen, Kuscheltiere, Accessories - alles, was das Cosplay-Herz höher schlagen lässt. Es gibt auch thematisch passende Cafés und Stände, die Becher, Tassen und Brotboxen verkaufen. Alles wirklich ultra niedlich! Außerdem sind natürlich viele Cosplayer vor Ort, die an sich schon echte Kunstwerke sind - meistens zumindest! Ich habe ein Bild mit einer riesen Kuschelkatze gemacht - aaaah!

Was mich von all den Sachen am meisten gereizt hat sind die Süßigkeiten! Ich meine, wer kann schon Panda-Keksen widerstehen? Es gibt sehr viele Stände, die dort Süßkram verkaufen, ich habe bei Japan Centre eingekauft und drei Produkte mitgenommen, um einen Taste-Test zu machen, sprich, um zu testen, wie sie schmecken!
















#1 Pocky Choco Banana Flavour

Rein von der Optik her erinnern die Stäbchen stark an Mikado, kaufe ich sonst eigentlich nie, aber die Verpackung zieht einen durch den kleinen Affen drauf schon quasi magisch an. Die Pockys gab es in vielen verschiedenen Geschmackrichtungen, auch "Panda", das sah nach Straciatella aus! Aber ich habe mich für Schoko-Banane entschieden.  Ich muss sagen, es schmeckt! Ziemlich geil sogar. Riechen tun die Stäbchen genau so wie Gummibär-Bananen! Sie schmecken prinzipiell auch so, aber das Schoko-Stäbchen gibt dem Ganzen nochmal eine viel geilere Note. Hat zwei Euro gekostet, ist auf jeden Fall sein Geld wert!

#2 Panda Kekse

Ehrlich gesagt kann ich auf der Packung nichts außer "Kabaya" lesen, was wahrscheinlich der Markenname ist. Auf jeden Fall habe ich den Bildern auf der Verpackung entnommen, dass es Kekse sein müssen. In PANDAKOPFFORM! Ich dachte zuerst, es gäbe zwei Sorten, beim Aufmachen habe ich dann aber bemerkt, dass auf die Rückseite des Kekses, der ohnehin eine Panda-Form hat, Schokolade geklebt wurde, die ebenfalls einen Panda darstellt. Schmeckt auf jeden Fall sehr gut, wie Keks mit Schokolade eben - nur mit mehr Cuteness-Faktor!

#3 Yan Yan Double Cream

Die asiatische Version von Nutella & Go. Ehrlich gesagt war dieses Produkt der einzige Grund, weshalb ich zu dem Stand zurückgekehrt bin. Ich wollte unbedingt wissen, wie die Erdbeer-Creme schmeckt. Statt Nutella hat die asiatische Version nämlich Schoko- und Erdbeer-Creme! Die Sticks schmecken mir persönlich nicht so gut, auch wenn die Erdbeer-Creme sehr lecker ist. Ich steh aber auch auf so künstliches Zeug, muss man mögen. Die Schoko-Creme kann aber gar nicht mit Nutella mithalten!

Note to myself: Nie mehr im Presse-Bereich essen. Viel zu teuer. Und das obwohl mein Prof uns gefühlt tausend Statistiken dazu gezeigt hat, wie wenig Journalisten verdienen. Frechheit!

Dienstag, 15. März 2016

#Hotspot: Rumpelkammer
















Die Suche nach einer Stammbar, in der man sich "zu Hause" fühlt, kann mühsam sein. Vor allem wenn man wie ich mit einer großen Menge an tollen Bars konfrontiert wird! In Leipzig sind alle Bars, mal ganz abgesehen von den großen Ketten wie Alex, Enchilada & Co, Unikate und ziehen meist ein bestimmtes Publikum an, ich glaube, man bleibt hier gern unter sich. Für einen Drink lohnt es sich trotzdem!

Am Samstagabend bin ich mit einer Freundin zur Release-Party von "We love Code" gegangen, einem Buch über das Programmieren. Die Veranstaltung fand in der Rumpelkammer statt, einer Bar am Gerichtsweg. Tausend Mal dran vorbei gefahren, aber rein gegangen bin ich vorher noch nie. Obwohl ich die Bar durchaus auf dem Radar hatte! Am Ende entscheidet man sich dann aber doch immer für die Südvorstadt oder Plagwitz zum Weggehen, Reudnitz ist eher seltener im Gespräch.

Die Bar besticht einen direkt beim Reinkommen durch die verspielte Einrichtung, die tatsächlich an eine Rumpelkammer erinnert. Schaufensterpuppen, Spiegel, Regenschirme: Jedes Detail wirkt zufällig abgelegt und passt trotzdem perfekt ins Bild. Das Ambiente der Bar ist aber nicht heruntergekommen, sondern sehr stilvoll.

Auf der Karte findet man alles, was das Herz begehrt. Von Radler, über Cocktails bis Mate - jeder findet etwas, was ihm schmeckt! Und die Preise sind auch vollkommen okay. Besonders von der Auswahl beim Essen war ich positiv überrascht, es gab viele unterschiedliche Gerichte, auch für kleines Geld (z.B. Salat mit Ziegenkäse)!

Das Publikum kam mir etwas wie eine geschlossene Gesellschaft vor, das kann natürlich auch am Anlass gelegen haben. Jeder schien jeden zu kennen! Trotzdem waren alle freundlich, wenn auch nicht so offen, wie in anderen Bars vielleicht. Ich glaube, wenn man ein paar Mal vor Ort war lernt man auch das Stammpersonal  kennen und fühlt sich nicht mehr so einsam inmitten dieser großen Gruppe von einander bekannten Menschen.

Für mich ist die Rumpelkammer definitiv mehr als nur einen Besuch wert, ich werde auf jeden Fall wieder kommen. Auch schön: Regelmäßig gibt es kleinere Veranstaltungen wie die Buch-Release-Party vor Ort, Sonntags trifft man sich zum Beispiel regelmäßig zum Tatort schauen (wie auch im Horns Erben!). Auch Leute, die nicht unbedingt aus Reudnitz kommen, haben es durch die Nähe zur Innenstadt leicht,  heim zu kommen nach einer langen Nacht (10-15 Minuten zu Fuß bis zum Augustusplatz). Auch deshalb kann ich die Rumpelkammer im Leipziger Osten wärmstens empfehlen! Go for it!

Sonntag, 28. Februar 2016

Impressionen Art déco Ausstellung Grassi Museum







Anmerkung: Nicht alle Bilder stammen von der Art déco Ausstellung. Im Ticket für die Sonderausstellung ist das ganze Museum für angewandte Kunst mitinbegriffen. Die Sonderausstellung gibt es noch bis zum 3. April im Grassi Museum zu sehen.

Donnerstag, 25. Februar 2016

"Volksmob du Opfer!" - eine Meinung zur Demonstrationskultur in Leipzig

Leipzig  ist eine Stadt, die sich extremer als andere in zwei politische Lager teilt, die weniger nicht gemeinsam haben könnten. Hier heißt es regelmäßig Antifa vs. "besorgte Bürger" aka Legida und die AfD. Auch wenn in Dresden deutlich mehr Menschen für Pegida auf die Straße gehen, würde ich Leipzig als geladeneres Pflaster beschreiben, weil es Gegenproteste gibt, große Gegenproteste. Inzwischen scheint Legida schon so weit am Ende zu sein, dass sie nur noch alle 2-3 Wochen genug Leute mobilisieren können. Ein Fortschritt. Während Legida aber inne hält schießen andere, ähnlich gesinnte Zusammenschlüsse aus dem Boden. Die neuste Schnapsidee der besonders Besorgten schien die Bürgerwehr zu sein. Aber auch sie konnten nicht zum geplanten Termin durch die Straßen ziehen, wahrscheinlich weil es an Materialspenden und Mitgliedern gemangelt hat. Offiziell hieß es, man sei noch in der Organisationsphase. Nun ist die Seite gelöscht. Die Idee auch?

Spätestens wenn der nächste "Flüchtlingsskandal" das Cover der BILD ziert, wird die Vision einer deutschen Bürgerwehr, die auf den Straßen für Recht und Ordnung sorgt und andere Deutsche vor den "bösen" Ausländern beschützt, wieder eine Rolle spielen. Und wahrscheinlich noch mehr Anhänger finden als zuvor. In Zeiten, in denen Parteien wie die AfD, die offensichtlich rechtes Gedankengut vertreten, in Stadträte, Landtage und bestimmt bald auch in den Bundestag einziehen, sind solche Ideen eher schwer zu ersticken. Werbung für das rechte Magazin "Compact" erscheint im Fahrgast TV der LVB, Websites wie "politicallyincorrect" veröffentlichen rassistische Beiträge und werden dafür nicht geahndet - im Gegenteil, sogar gefeiert. Das rechte Lager wächst - und damit auch der Druck auf die Linken, sich zu positionieren. Öffentlich. 

Gestern sollten in Leipzig drei Demonstrationen stattfinden, eine wurde abgesagt, zwei fanden statt. Zu der Demo, die von Geflüchteten initiiert wurde, erschienen die betroffenen Refugees nicht. Nach Berichten der wenigen Geflüchteten vor Ort und einigen Flüchtlingshelfern wurden sie von der Polizei und den Sicherheitsmännern bedroht. Man sagte ihnen, sie würden zurück nach Syrien geschickt, wenn sie für bessere Lebensbedingungen auf die Straße gingen. Da wundert es nicht, dass die Bürgerwehr in ihrer Beschreibung angegeben hatte, die Polizei unterstützen zu wollen. Sicher sind nicht alle Polizisten in ihrer Freizeit Skinheads mit Springerstiefeln. Aber die Tatsache, dass jemand mit einer rassistischen Haltung, einer Pistole und einem Schlagstock durch die Straßen rennt und selbst bei ungerechtfertigter Gewaltanwendung noch den Rücken durch den Staat gestärkt bekommt, macht mir Angst. Müssten sie die LEGIDA Demonstrationen nicht in Uniform absichern, würden einige sicher zivil auf der anderen Seite des Zauns stehen. 


Die anderen zwei Demonstrationen wurden von verschiedenen Vereinen/Organisationen auf die Beine gestellt, unter anderem von "Leipzig nimmt Platz".  Die Proteste waren friedlich und glücklich, trotzdem war man sich dem Ernst der Zusammenkunft bewusst und lauschte den Ansprachen zu Themen wie "Asylpaket II stoppen" aufmerksam. Zwischen den Ansprachen lief Musik und die gebastelten Plakate waren sehr kreativ gestaltet mit eindeutigen Botschaften. 

"Besorgt es euch selber!"

Ich habe noch nie glückliche Menschen bei einer Legida Demo gesehen. Sie schreien Hetzparolen mit Nazi-ähnlicher Euphorie und wirken ernst und hasserfüllt.  Man ist verbunden durch den Groll, den man pflegt, nicht durch die gemeinsame Freude an Engagement und Hilfsbereitschaft. Man ist frustriert über das eigene Leben und überträgt diesen Hass auf Menschen, die noch weniger haben. 

Gewalt gibt es aber leider auf beiden Seiten. Im Dezember wurde die Karl-Liebknecht-Straße durch antifaschistische Demonstranten zerstört, viele Scheiben wurden eingeschlagen, 69 Beamte verletzt und zahlreiche Mülltonnen in Brand gesteckt. Nicht mal einen Monat später überfielen rechte Hooligans die Wolfgang-Heinze-Straße in Connewitz, der Sachschaden war sehr hoch. In eine Wohnung wurden sogar Feuerwerkskörper geworfen. 

Ich wünschte mir, das wäre nicht nötig. Gewalt ist nie eine Lösung. Und bislang ist kein Ende des Streits in Sicht: Die Fronten sind extremst verhärtet, die Situation in Deutschland verschärft sich stetig, und jetzt hat der Bundestag das Asylpaket II verabschiedet - das wird das rechte Lager besänftigen, aber die ProAsyl Fraktion wird das nicht auf sich sitzen lassen und weiter kämpfen. Hoffentlich ohne Gewalt.


Sonntag, 21. Februar 2016

Gastrotipps Leipzig #1

Im Laufe der vergangenen Woche habe ich einige tolle, süße Cafés bzw. Bars entdeckt, die ich hier gerne vorstellen würde, weil sie mir unglaublich gut gefallen haben und ich denke, dass man sie sich nicht entgehen lassen sollte. Was ich sehr an den meisten Cafés in Leipzig zu schätzen weiß ist, dass sie sehr persönlich im Sinne der Besitzer /Betreiber eingerichtet und konzipiert sind. Das trifft auch auf die unten genannten zu.

#1 Brühbar


In der Brühbar findet man frei nach dem Motto "Jacobs Entwöhnung" sehr leckeren, hochwertigen Kaffee. Dass Qualität nicht immer teuer sein muss, beweist die Bar durch super Preise! Ich habe einen Filterkaffee, der übrigens vor meinen Augen in einer sehr professionell aussehenden Apparatur aufgebrüht wurde, getrunken und dafür drei Euro bezahlt, weil es eine Kaffeespezialität war. Der Hauskaffee kostet zwei Euro. Sehr aromatisch und auch schwarz sehr gut - bzw. sogar besser- zu trinken. Dass hier selbst geröstet wird muss man nicht nur Bildern und Erzählungen abnehmen, sondern man kann sich vor Ort selbst überzeugen, denn: Die Bohnen werden in der Bar geröstet. Neben leckerem Kaffee gibt es auch tolles Gebäck aus der patisserie l'oriental. Die Brühbar bietet leider nicht viele Sitzplätze, das ist aber kein Problem, da man den Kaffee auch to go kaufen kann. Hat man dann doch einen Sitzplatz ergattert, besticht das Ambiente durch den Geruch des Kaffees und die Tische und Sitzgelegenheiten aus Paletten, die dem ganzen einen lockeren Charakter verleihen. Zu finden auf der Zschocherschen Straße/Weißenfelser Straße. 

#2 Château 9


Das Château 9 liegt am Johannisplatz auf der Dresdnerstraße und ist eine Weinbar. Dort kriegt man alles, was das Wein-Herz begehrt: Von Weißwein aus Rheinhessen bis hin zu Rotwein und Rosé, für den kleinen Hunger gibt es außerdem Käse und Wurst Platten. Die Bedienungen sind sehr nett und kümmern sich gut um ihre Kundschaft. Ich persönlich fand den feinherben Riesling von "von Oetinger" am besten, ich habe aber auch nur drei Sorten probiert. Trinken kann man alles, was auf der Karte steht, und noch viel mehr: Tagsüber ist die Weinbar nämlich zusätzlich ein Weinhandel, und es werden längst nicht alle Sorten auf der Karte angeführt. Gegen ein Korkgeld von circa zehn Euro kann man dort jeden Wein - auch flaschenweise- trinken. Die Preise sind okay, 0,1l kosten zwischen 3,50€ und 7€. Noch mehr lohnt es sich, dort eine Flasche zum mitnehmen zu kaufen, dann entfällt nämlich das Korkgeld und es gibt im Château 9 wirklich sehr leckere Weine für kleines Geld. Apropos: Neben Weinhandel und Weinbar eröffnen bald auch noch ein Feinkostladen und ein Café, welche vom selben Besitzer geführt werden.

#3 Espresso Zack Zack 


Das Café Zack Zack bzw. Espresso Zack Zack liegt im schönen Reudnitz hinter dem Lene Voigt Park. Besonders gut gefällt mir, dass man dort, wenn es voll ist und man nicht mehr auf die wenigen allein stehenden Tische ausweichen kann, gemeinsam an einer großen Tafel sitzt. Das Café ist urig eingerichtet, mich haben besonders die Plakate aus dem Luru Kino angesprochen, die mit Sprüchen wie "In Paris you're always surrounded by French people." bestechen. Was ich definitiv immer wieder bestellen würde ist der Chai Latte "Maple Moos", schmeckt einfach unglaublich lecker. Abgesehen von Getränken kann man vor Ort auch Kaffee-Gadgets und Snacks, wie Quiche und Paninis, aber auch Kuchen kaufen. Alles wird jeden Morgen frisch gemacht. Preislich auch vollkommen in Ordnung, der Chai Latte kostet 3,20€. 





Gedicht der Woche - "Beherzigung"

Ach, was soll der Mensch verlangen?
Ist es besser, ruhig bleiben?
Klammernd fest sich anzuhangen?
Ist es besser, sich zu treiben?
Soll er sich ein Häuschen bauen?
Soll er unter Zelten leben?
Soll er auf die Felsen trauen?
Selbst die festen Felsen beben.

Eines schickt sich nicht für alle!
Sehe jeder, wie er's treibe,
Sehe jeder, wo er bleibe,
Und wer steht, dass er nicht falle!

- Johann Wolfgang von Goethe

Goethe wusste es schon immer: Wir sind alle verschieden und es gibt nicht den einen, richtigen Lebensweg. Jeder muss seinen Weg gehen und Entscheidungen treffen, die vielleicht nicht immer richtig sind, sich immer wieder selbst in Frage stellen und seine Prioritäten setzen.

Gaspar Noè - Irréversible

Ich bin geplättet. Ich hätte nicht erwartet, dass dieser Film mich so faszinieren würde. Eigentlich wollte ich mir bloß einen Noé ansehen, bevor ich am Dienstag in seinen neusten Film, Love, gehe. Damit ich weiß, was mich erwartet. Ich denke, ich weiß jetzt Bescheid.
"Le Temps detruit tout."
 Der Film handelt von der wunderschönen Alex (Monica Bellucci), welche gerade von ihrer Schwangerschaft erfahren hat und gemeinsam mit ihrem Freund Marcus (Vincent Cassel) und ihrem Ex-Freund Pierre (Albert Duponel) auf eine Party geht. Als Marcus sich daneben benimmt und andere Frauen umgarnt, wird Alex wütend und verlässt die Feier. Während sie durch eine Unterführung läuft trifft sie auf Le Tenia, der gerade dabei ist, Concha, eine transsexuelle Prostituierte, zu schlagen. In dem Moment in dem er Alex sieht, lässt er von Concha ab und wendet sich Alex zu. Er vergewaltigt sie brutal anal und schlägt sie bewusstlos. Als Marcus und Pierre die Feier ebenfalls verlassen sehen sie, wie Alex' blutüberströmter Körper ins Krankenhaus abtransportiert wird. Marcus und Pierre begeben sich auf die Suche nach dem Vergewaltiger. SIe sprechen dafür mit Concha, die Ihnen verrät, dass Le Tenia der Täter ist und er sich im BDSM Club The Rectum rumtreibt. Im Club attackieren sie den falschen Le Tenia, während der echte daneben steht. Der Attackierte wirft Marcus nieder und versucht, ihn zu vergewaltigen, weshalb Pierre ihn mit einem Feuerlöscher erschlägt. Pierre wird verhaftet und Marcus ins Krankenhaus gebracht.
"Your problem is you focus on your partner's pleasure.You have to let yourself go."
"Irréversible" überzeugt vor allem durch seine Authentizität. Die Drehorte scheinen sorgfältig ausgewählt zu sein, keine Szenerie des Films wirkt übermäßig künstlich oder gestellt. Das macht es dem Zuschauer leichter, sich auf den Film und den Plot einzulassen. Ich persönlich lehne überproportional animierte Filme meist ab, weil ich sie nicht nachempfinden kann, sie mir nicht das Gefühl geben, dass ich das sein könnte. Die letzte, höchst künstliche Szene, die das Universum zeigt, fungiert als eine Art Wecker und bildet einen deutlichen Kontrast zur restlichen Aufmachung des Films. Man weiß, dass der Film nun vorbei ist. Auch die Schauspieler tragen entscheidend dazu bei, dass die Geschichte einen vereinnahmt. Sie spielen ihre Rollen höchst überzeugend und emotional. Die teils willkürlich wirkende Kameraführung unterstützt die Wirkung des Films zusätzlich. Man kann sich dem Ganzen nicht entziehen. Man ist dabei.

Die Geschichte thematisiert unter anderem sexualisierte Kriminalität, Homosexuellenfeindlichkeit, Drogen, Sex, Liebe, Gewalt und Rache. Damit sind genug Spannungsfelder gegeben, um einen großartigen Film zu produzieren. Trotzdem ist die Handlung an sich simpel. Was sie so komplex macht, ist die Tatsache, dass der Film am Ende der Geschichte beginnt und am Anfang der Geschichte endet. Ich muss zugeben, ich habe etwas gebraucht, um das zu verstehen. Wenn man ohne jegliches Vorwissen diesen Film schaut, kann man davon zunächst verwirrt sein.

Der Einstieg in die Handlung ist genial gemacht. Auf einem Bett sitzt ein alter Mann, nackt, welcher einem anderen erzählt, er habe mit seiner eigenen Tochter geschlafen. Der Mann, um den es sich handelt, ist der "Butcher" aus Noés "I Stand alone". Auch Noé selbst spielt eine kleine Rolle in seinem Film, einen Besucher des Rectums. Erinnert mich persönlich ein bisschen an Tarantino, der selbst auch in seinen Filmen immer eine kleine Nebenrolle spielt und Hinweise auf einen seiner anderen Filme versteckt.

Die wahrscheinlich meist diskutierte Szene des Films ist die der Vergewaltigung. Alex wird brutal und mit einem Messer bedroht von Le Tenia auf den Boden gezerrt, entkleidet, beleidigt und anschließend anal penetriert. Auf brutalste Art und Weise. Mit fragen wie "Wirst du feucht oder ist das Blut?" schafft Le Tenia es, den Hass des Zuschauers ins Unermessliche wachsen zu lassen. Provokant und pervers. Fast zehn Minuten dauert die grausame Szene, die von Alex' grässlichen, schmerzerfüllten Schreien begleitet wird. Zum Schluss tritt er sie heftig ins Gesicht und schlägt ihren Kopf gegen den Boden, woraufhin sie ohnmächtig wird und schließlich ins Koma fällt. Es stimmt, dass in dieser Szene auf rohste Art und Weise explizite Gewalt gezeigt wird, aber  ich halte das nicht für negativ. Im Gegenteil: In unserer Gesellschaft wird viel zu häufig weggeschaut bei Gewalttaten, weshalb es durchaus sinnvoll sein kann zu zeigen, was man durch Zivilcourage eventuell verhindern kann.

Dieser Film hat mir auf jeden Fall Appetit auf "Love" und noch mehr Noé gemacht. Ich bin gespannt, was der Dienstag bringt, und ob ich nach der Vorstellung noch mehr Lust auf argentinisch-französische Filme habe.